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„Klimaneutralität bis 2030“

Sommergespräch Wie die Grünen Erwitte zur smarten Stadt machen wollen / von Björn Theis

Die Auswirkungen von Inflation und Energiekrise vor Ort in Erwitte, wie die Innenstadt am Hellweg attraktiver werden kann und wie der Planungsstand der Ortsumgehung bewertet wird: Über diese und weitere aktuelle Themen hat unsere Zeitung die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Rahmen des Patriot-Sommergesprächs befragt. Fraktionsvorsitzender Karl-Peter Jäker nimmt etwa dazu Stellung ...

... wie im Zuge des laufenden Zentrenmanagement-Prozesses eine positive Entwicklung der Innenstadt gelingen kann:

Das Zentrenmanagement muss im Bereich Hellweg und Marktplatz für Gründe sorgen, in das Zentrum zu kommen und dort Zeit zu verbringen. Das bedeutet Angebote durch Handel und Gastronomie, aber auch die Stadt selbst. Dazu gehören auch Wohnangebote, eine gute Erreichbarkeit mit Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr (Helmo) und eine Gestaltung des Marktplatzes, die zum Verbleiben einlädt: (Trink-)Wasserspender, Radreparaturstation, Sitzgelegenheiten, vielleicht ein „Beach“-Bereich, Schatten spendende Bäume (auch am Hellweg): Es ist viel mit den Bürger*innen zu besprechen!

... welche Schritte vor Ort angesichts von Klimawandel und Energiekrise nötig sind:

Erwitte muss vor allem schneller werden: Schneller beim Energiesparen und schneller bei der Erzeugung von regenerativem Strom durch Solarzellen auf städtischen (Dach-)Flächen. Dazu kann – wie in Geseke in der Planung – eine eigene Gesellschaft mit Bürgerbeteiligung treibende Kraft werden, die auch private und gewerbliche Dachflächen anmieten und für Photovoltaik nutzen kann. Auch bei Windkraftanlagen könnte diese Gesellschaft aktiv werden, unabhängig davon müssen weitere Flächen für Windkraftanlagen genutzt werden. Unser Ziel muss weiterhin sein, dass die Stadt bis 2030 klimaneutral wird.

... was mit Blick auf die städtischen Finanzen in schwierigen Zeiten durch Corona, Energiekrise und Inflation zu tun ist und ob Steuererhöhungen unumgänglich sind:

Bei den interkommunalen Projekten (Stadtarchiv, Standesamt, etc.) müssen Synergieeffekte zu Kostensenkungen genutzt werden. Bei allen städtischen Ausgaben ist zu prüfen, ob diese Ausgabe sinnvoll ist und ob sie auch für weniger Geld realisiert werden kann. Die Gebühren müssen kostendeckend kalkuliert werden. Das wird aufgrund der Kostensteigerungen sicherlich auch zu höheren Gebühren führen. Das gilt beispielsweise für die Straßenreinigung und die Abwasserbeseitigung. Durch Einsparpotentiale wie Nutzung von Solarenergie und Wärmerückgewinnung bei der Abwasserbehandlung wollen wir den Preisanstieg reduzieren.

... ob die Ortsumgehung nach Festlegung auf die Vorzugsvariante nun auf dem richtigen Weg ist:

Bei der B55n ist eine Variante ausgewählt worden, die mit Sicherheit beklagt wird und deren Realisierung noch Jahrzehnte dauern wird. Das Verfahren, mit dem diese Vorzugsvariante festgestellt wurde, hat die Spaltung in der Bürgerschaft erhöht, statt Gräben zuzuschütten. Dazu gehört auch das Vorpreschen einer Mehrheit des Stadtrates, durch ein neues Baugebiet eine mögliche Trassenführung zu verhindern und für dieses Ziel hunderttausende Euro auszugeben. Durch die Vorzugstrasse werden mehr als 75 Hektar fruchtbares Ackerland versiegelt und ca. 100 Hektar als Ausgleichsflächen benötigt.

... wie hoch die Chancen einzuschätzen sind, dass die Stadt Erwitte zusammen mit Geseke Modellregion für klimaneutrale Zementproduktion wird:

Wir begrüßen das Projekt sehr und hoffen, dass eine klimaneutrale Produktion mit grünem Wasserstoff möglich wird. Das setzt aber voraus, dass die benötigten Mengen grünen Wasserstoffs bis Erwitte kommen (Pipeline, Züge, Lkws). Forschungsprojekte, die Zement statt durch brennen in Drehrohröfen durch Mahlen erzeugen wollen (Universität Mainz) sind zukunftsorientierter. Wir wollen Erwitte und Geseke zu einem Zentrum des „modernen Zements“ machen: Neuentwicklungen wie Carbon-Beton gehören ebenso dazu wie Baustoffrecycling. Das Zementwerk Wittekind realisiert eine deutliche Minderung seiner CO2-Emissionen dank einer Abwärme-Rückgewinnung, mit der Abwärme anderer Zementwerke werden Fernwärmenetze betrieben. Das muss für Erwitte geprüft werden.

... welches Thema den Grünen besonders am Herzen liegt und auf die politische Tagesordnung sollte:

Erwitte muss eine „smarte Stadt“ werden – wir dürfen nicht den Anschluss an die Zukunft verlieren. Wir wollen, dass die Stadt bis 2030 klimaneutral wird, müssen uns aber gleichzeitig auf den Klimawandel einstellen. Dazu gehört mehr Wald für Erwitte und beispielsweise die Entwicklung hin zu einer „Schwammstadt“, die Wasser speichert. Erwitte muss vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Dazu gehört die B 1n. Die Brücken der A 44 müssen kontrolliert und ertüchtigt werden, um langfristige Sperrungen beispielsweise der Pöppelschebrücke zu verhindern.

aus: Patriot, 04. August 2022